Theaterfestival FAVORITEN 2018: 06. - 16. SEPTEMBER 2018 IN DORTMUND +++

Johannes Müller/Philine Rinnert
Reading Salomé

Ort: Werkhalle Union-Gewerbehof / AUSMALSAAL
Termin: 30. September, 21:00 Uhr

75 Minuten

 

Alles Fake? Keineswegs. Hier spielen einfach vier nicht-biologische Frauen die Hauptrolle in Richard Strauss’ Oper Salome. Die Bühne ist ein Vergrößerungsglas, unter dem das Geschlecht, der Schleier, das Begehren und die Verzweiflung der Salome im Heute sichtbar werden. Johannes Müller und Philine Rinnert ist ein liebevoll geschliffenes Juwel queeren Musiktheaters gelungen.

Der Raum besteht aus Teppichen, Autoreifen, Hundestatuen, Leinwänden und Topfpflanzen. Hier wird Strauss’ Oper gegeben. Vier Mal steht Salome da. Vier verschiedene Frauen, vier verschiedene Stufen oder Erscheinungen von Weiblichkeit. Aber alle sind Salome. Und alle singen lippensynchron Arien und Rezitative mit. Der Chronologie von Strauss folgend, erzählt der Abend die Geschichte Salomes. Immer wieder unterbrechen den Ablauf Stimmen, Bilder und Schlagwörter, die die Oper analysieren, bewerten, kontextuieren. Die Körper, die spielen, wissen bestens, wie die große Geste funktioniert: Kostüme, Make-Up, Playbacks und Choreographien liegen bereit.

110 Jahre nach der Uraufführung der Strauss’schen Oper beschäftigen sich Johannes Müller und Philine Rinnert mit Salome und lesen sie wieder und anders. Die Performer*innen Bianca Fox, Hauke Heumann, Shlomi Wagner und Cian McConn re-enacten die Oper und mischen die Analyse und die Historie gleich dazu. Die Kultur des Drag, des Sich-Kleidens als Frau – unabhängig vom sogenannten biologischen Geschlecht – wird zur Grundlage des Abends. So fügen die Körper der Performer*innen dem Stoff ihr Wissen hinzu, dass Geschlecht die ganz große Oper ist. Doch die Oper war selbst auch schon immer queer – und hier darf und soll sie es auch endlich sein.

Reading Salomé

(c) Florian Krauss

Philine Rinnert / Johannes Müller
Philine Rinnert studierte Bühnenbild an der Universität der Künste, Johannes Müller Opernregie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Seit 2009 erarbeiten sie gemeinsam Musiktheaterprojekte, die sowohl die Vergangenheit der Oper, ihre Wirkung und Techniken ins Visier nehmen, die aber auch eine Archäologie der Gegenwart sind, von Unterhaltungsindustrie, Pop und Queer Culture. Zu ihren Arbeiten zählen: The Call of Salome (Bayerische Staatsoper München 2014), HerculanumAusgrabung in vier Akten (Sophiensaele Berlin 2013), One Day More. Extravaganza (Sophiensaele Berlin 2012), Opération Spirituelle [RPM 45] (Sophiensaele Berlin 2012), Intrigo Internazionale KV 492 (Bayerische Staatsoper München, Radialsystem V 2010), Cheap Blood (199) (Sophiensaele Berlin 2010).

www.johannesmueller.eu
www.philinerinnert.de

CREDITS

Mit: Hauke Heumann, Bianca Fox, Shlomi Wagner, Cian McConn, Werner Hintze; Konzept: Johannes Müller, Philine Rinnert; Regie, Raum, Kostüme: Philine Rinnert; Co-Regie: Johannes Müller; Audio-Design: Lenard Gimpel; Analyse, Beratung: Werner Hintze; Choreographie: Ronen Moshe; Licht: Wassan Ali; Regieassistenz: Carolin Kister; Ausstattungsassistenz: Nadiye Ünsal; Fotografie: Florian Krauss; Produktionsleitung: ehrliche arbeit - freies Kulturbüro

Eine Produktion von Johannes Müller/Philine Rinnert in Koproduktion mit Kampnagel Hamburg und Sophiensaele Berlin. Gefördert vom Hauptstadtkulturfonds und der Rudolf Augstein Stiftung. Diese Veranstaltung wird ermöglicht durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ im Rahmen der Gastspielförderung Theater aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Kultur- und Kunstministerien der Länder.