Theaterfestival FAVORITEN 2018: 06. - 16. SEPTEMBER 2018 IN DORTMUND +++
kainkollektiv: DAS GLITZERN DER WELT
Let’s go! Mit Kopfhörern schickt das kainkollektiv uns los, um zwischen allzeit verfügbaren Waren und streng limitierter Aufenthaltsgenehmigung die Welt zu erkunden: Vorn glitzert es, hinten kauert sich jemand in die Kabine. Eine produktive Desorientierung in einer orientierungslosen Zeit.
Amir Reza Koohestani: TAXIGESCHICHTEN
In den TAXIGESCHICHTEN lässt uns Amir Reza Koohestani der Erfindung von Wirklichkeit beiwohnen. Der Trick, mit dem hier ein Live-Film entsteht, ist simpel, das Spiel des Ensembles miteinander und mit der Technik ist raffiniert, die produzierte Gegenwart ist unaufgeregt komplex.
Verena Billinger & Sebastian Schulz: PFERD (ABSENT HORSE)
Eine Installation, ein Tanz, ein Körper, aber keine Menschen. Ein Pferd dreht seine Kreise. Ist es Objekt, ist es Subjekt? Ist es jenseits von beidem? Gemeinsam mit Design-Studierenden aus Köln entwickeln Billinger & Schulz dieses absent horse, auch als installative Begleitung ihrer derzeitigen Trilogie t. In seinen Bewegungen beschwört das Pferd romantische Automaten, barocke Bühnentiere und die ersten Experimente des Kinos ebenso herauf wie die post-humane Zukunft.
Cheers for Fears: ANOTHER LIVING THEATRE: PARADISE NOW
„The Living Theatre wants nothing less than to rewrite the theatrical contract“, schrieb die New York Times über jene Gruppe, die seit nunmehr 70 Jahren in Amerika und Europa postdramatische Bühnenpraktiken mit pazifistisch-anarchistischem Engagement verbindet.
Ben J. Riepe: LIVEBOX: PERSONA
Landschaften aus posierenden Körpern. Ben J. Riepe lässt uns einer Versuchsanordnung beiwohnen: Vor unseren Augen arrangiert der Düsseldorfer Choreograph seine Performer*innen in einer vielseitigen Abfolge aus Bildkompositionen und Assoziationsketten. Live und unvorhersehbar.
Adolf Winkelmann: FLIEGENDE BILDER –
NEUN FENSTER IN DER VERTIKALEN
Adolf Winkelmann hat eigens für FAVORITEN sein Archiv durchsucht und zeigt theatrale Filminstallationen aus den Anfängen des Dortmunder U; teilweise sind es Arbeiten, die im U als Dauerinstallation nicht mehr gezeigt werden können, da sie als störend empfunden wurden.
Etikettenschwindel? Nein. Dieser Abend ist, was er verspricht: eine GALA der Gleichheit. Hier sind alle gleich, gerade weil sie alles andere als gleich tanzen. 18 völlig unterschiedliche Menschen erobern als Ensemble die Bühne, mit standardisierten und individuellen Choreographien. Eine mitreißende Performance über die unterschiedlichen Möglichkeiten von Performern.
Hofmann&Lindholm: FAMILIE WEISS/FAMILIENALBUM
Im Rahmen von FAVORITEN 2016 geben Hofmann&Lindholm einen kleinen Einblick in ihr über vierhundert Stunden umfassendes Archiv aus dem Leben der Familie Weiß.
Verena Billinger & Sebastian Schulz: VIOLENT EVENT ˟
Konkreter als gewalttätig geht es nicht. Auch nicht auf der Bühne. Doch Verena Billinger und Sebastian Schulz stellen physische Brutalität nicht einfach als authentisch hin, sie zeigen, dass Gewalt ebenso von Gesten und Choreographien durchzogen ist wie der Rest der Zivilisation. Violent Event x ist schockierend und komisch, subtil und brachial. Hinsehen? Wegsehen? Weggehen? You decide.
SEE!: ICH BIN EIN VOLUMENJOKER
Was ist für uns eigentlich Leere und was Fülle? Was ist ganz, was zerfällt? Die Volumenjoker, die das Kölner Künstlerduo SEE! in den Raum schickt, sind keine Antwort auf diese Fragen; sie sind selbst eine Fülle von Antworten darauf, dass alles immer vollgestellter ist. Eine poetische und performative Herausforderung an die Sinne und das Denken.
Kompanie liaison à faire: CRACK –
PERFORMANCE POETIQUE (FAV CRACKED VERSION)
Hier werden Fiktionen gewoben: Mit Musik, Text und Textilien kreiert die kompanie liaison à faire ein performatives Konzert. In diesem poetisch verdichteten Raum können wir über Hochpolitisches, über Ent- und Verhüllungen, Herkünfte und Wanderungen nachdenken.
Aufbauschen, ausplätschern, ausruhen – und wieder los: Mit sechs Performer*innen und einem Pianisten begeben sich SEE! in die Mitte des Festivalgeschehens. Sie sammeln Teile der Aufregung und der Normalität auf und fügen sie neu zusammen. Wie schreibt sich ein Hype ins Bewusstsein, und was führt zur Ansteckung?
matthaei & konsorten: COOP 3000
COOP 3000 ist ein neosolidarischer Concern, den matthaei & konsorten und Urbane Künste Ruhr im Rahmen von FAVORITEN 2016 gründen. Er wird mit Ressourcen arbeiten, die älter sind als die hippe Sharing Economy und zukunftsträchtiger als marktbasierte Konkurrenzmodelle. Zum Auftakt wird zum Ball geladen und das FÜLLHORN schüttet seine Reichtümer aus.
dorisdean: HYPERGAMIE – HOCHZEIT MIT HINDERNISSEN
Reinkommen und mitten drin sein. Die Perfomer*innen und das Publikum bilden eine Hochzeitsgesellschaft. Der Zufall entscheidet dabei, wer mit und wer ohne Behinderung mitfeiert. Das mixed-abled Performancekollektiv dorisdean schärft die Wahrnehmung und zerlegt mit ihr lustvoll die Hochzeitszeremonie – und nicht die Torte.
Eine Tanzkaraokeperformance mit Tina Pfurr und Anna Zett:
Copy & Dance – LOVE Edition
Copy & Dance besteht aus dem Publikum und zwei Flächen: dem Dancefloor und einer Projektionswand. Darauf flimmern Tanzvideos, um von allen gemeinsam ad hoc kopiert zu werden. Wenn alle zusammen vor dem Bildschirm tanzen, ist niemand abgelenkt.
Come in ist ein mobiler und fiktiver Konsumort, der sich dem Passant, Beobachter oder potentiellen Kunden zur Verfügung stellt, sich durch seine Anwesenheit geradezu anbiedert. Doch als was und wofür? Hier kann man nichts kaufen, konsumieren oder benutzen. Wie halten wir das aus? Come in ist eine Projektionsfläche für menschliche Bedürfnisse, die sich immer wieder neu und anders positioniert.
Geheimagentur: GEHEIMAGENTUR VS. DORTMUND:
ALLES ODER ALLES!
Die geheimagentur reist an und fordert Dortmund zum Wetten heraus. Im Gepäck haben wird sie Pläne für Scooterball und eine Playlist mit Car Crash Songs. Es geht um Bargeld, Schnaps, und darum, dass die Zukunft radikal offen ist. Also gehen wir aufs Ganze, denn egal, wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich sie uns heute erscheinen mag: Wenn die Zukunft dann mal eintritt, dann tut sie das zu hundert Prozent.
Die Dance Box spielt keine alten Nummern wie die alten Musikautomaten, sie spielt TANZ. Karte ziehen, Tanz auswählen, Geld einwerfen, und auf geht der Wohnwagen: Drinnen erwartet ein*e Performer*in das Publikum.
Kommando Himmelfahrt: GEISTERBAHN
Hereinspaziert in die Geisterbahn. KOMMANDO HIMMELFAHRT nimmt die Zuschauer*innen mit auf einen Gespensterparcours. Hier wird vor allem „der Mensch“ befragt – also das Ideal des edlen und guten, moralisch integren oder zumindest optimierbaren West-Europäers. Roboter, Maschinen und Musik helfen dabei, Geist und Geister zu scheiden.
Renegade/Pottporus e.V.: BASMALA – FREUND ODER FEIND
Was bedeutet es, jetzt, in diesem historischen Moment, ein Mann muslimischen Glaubens zu sein? Neco Çelik und Renegade erkunden das Terrain der Zuschreibungen, in denen das Gesicht des freundlichen Nachbarn im nächsten Moment das des Terroristen sein kann – und genauso auch umgekehrt. BASMALA erzählt davon, was Bilder, die von muslimischen Männern kursieren, mit diesen Menschen anstellt.
copy & waste: FASSBINDER FIGHT CLUB
Eine Reise durch die Straßen: copy & waste nehmen das Publikum mit auf einen intermedialen Spaziergang. Per Hörspiel und Projektion wird das Innenleben des Unionviertels hör- und sichtbar. Oder zumindest eine verdammt nützliche Illusion davon.
pulk fiktion: KONFERENZ DER WESENTLICHEN DINGE
Setzen wir uns hin und sprechen! Was in der Familie Alltag ist und doch selten ohne Schwierigkeiten funktioniert, wird hier anders ausprobiert. Das Kollektiv pulk fiktion hält eine Konferenz der wesentlichen Dinge ab, in der alle, die mit am Tisch sitzen, sprechen dürfen, zuhören müssen und entscheiden sollen. Ein kluges und spaßiges politisches Experiment, eine Fiktion, die in die Wirklichkeit dringt.
Analogtheater: UNTER TIEREN – EIN MENSCHENVERSUCH
Das Kölner ANALOGTHEATER greift eine der ganz großen Lügen auf: die, dass der Mensch kein Tier sei. In ihrem interdisziplinären Abend verhandelt die Gruppe, wie Menschen sich ihren Mit-Lebewesen nähern oder sie sich vom Leib halten – mittels Liebe oder Gewalt. Ein Abend der praktizierten Philosophie, mit starken Bildern, bestechenden O-Tönen und gemeinschaftlichem Kochen.
Marlin de Haan/SeTA: KATZELMACHER
VON RAINER WERNER FASSBINDER
Fassbinders Katzelmacher ist eine harte, böse Parabel über Ökonomie und Liebe, Unsicherheit und Rassismus. Marlin de Haan und das Düsseldorfer SeTA erspielen sich das Stück mit sparsamen Mitteln und vertrauen in einem atmosphärischen Raum auf die Kraft des Textes und der Körper.
Licht an und Bühne frei für die Dinge. Geprägt von den großen Gefühlen und Geschichten, die sich Menschen erdachten, spielen die Objekte sie nach. Und haben dabei einander nötig, doch den Menschen nicht mehr. Oder doch? Monster Truck inszenieren das Außen- und Innenleben der Dinge als einen einsamen Tanzreigen aus Konsumfetischismus und Selbstbefriedigung.
Was machen wir nun mit unserer verlorenen Zeit, wenn sie auch noch verlogen ist? kgi verbündet sich mit denen, die auch nicht genau weiterwissen. In Transformers eignet sich ein heterogenes Ensemble Tanz an, nicht um sich auszudrücken, sondern um mit sanftem Dilettantismus die Gegenwart der Dinge einzudrücken, um die beschädigten Gesten und die unglaubwürdigen Figuren zu verwandeln.
Johannes Müller/Philine Rinnert: READING SALOMÉ
Alles Fake? Keineswegs. Hier spielen einfach vier nicht-biologische Frauen die Hauptrolle in Richard Strauss’ Oper Salome. Die Bühne ist ein Vergrößerungsglas, unter dem das Geschlecht, der Schleier, das Begehren und die Verzweiflung der Salome im Heute sichtbar werden. Johannes Müller und Philine Rinnert ist ein liebevoll geschliffenes Juwel queeren Musiktheaters gelungen.
Rolf Dennemann/artscenico e.V.: 50 MENSCHEN –
DU BIST EIN KUNSTWERK
Rolf Dennemann inszeniert das (scheinbar) Uninszenierte. 50 Menschen werden ausgestellt und stellen sich dem Publikum als Anschauungsobjekte zur Verfügung, die nicht mehr veranschaulichen als sich selbst. Eine kluge und subtile Fußnote zu unseren Leben, im Spannungsfeld zwischen Authentizität und 24/7-Alltags-Performance.
Sir Gabriel Dellmann: POSER (SIC!) – GEBT GEDANKENFREIHEIT!
Sir Gabriel Dellmann setzen ihre Erforschung der politischen Zustände fort. Diesmal geht es um das Intimste und das Äußerlichste: die Gedanken und die Posen. Eine wuchtige Performance über Grundfragen der Überwachungsgesellschaft, mit schamlosem Griff in die Schmuckkästen und Pralinenschachteln der Popkultur (und auch ins Reclamheft).
Zur Eröffnung der GROBEN BÜHNE MIT ROLLENDEN LOGEN fahren in den Logen Alice und ihre Kolleg*innen aus dem Wunderland umher und freuen sich über Mitfahrer*innen. Die Dortmunder Kulturbrigaden reaktivieren hierfür die beeindruckenden Kostüme und Maskierungen ihrer Alice-Inszenierung, seit 2015 im Theater im Depot zu sehen war. Mit eröffnet wird auch die Kantine des FAVORITEN-Staatstheaters: Refugees’ Kitchen wird sich während des gesamten Festivals um Speis und Trank kümmern.
Der Weg durch das FAVORITEN-Festspielhaus führt über goldene Teppiche: Ähnlich, wiedererkennbar, doch nie gleich, leiten sie zu den Spielorten und werden dabei selbst bespielt von denen, die sie beschreiten. Die vergoldeten Teppiche sind jedoch mehr als ein bloßes Leitsystem im Transitbereich des Nicht-Staatstheaters: Platziert auf öffentlichen Straßen und Plätzen spannen sie ein Spielfeld auf und schaffen einen Raum mit ganz eigenen Regeln, Möglichkeiten und Risiken. Verlässliche Verkehrszeichen werden transformiert in goldene und mobile, verschwindende und auftauchende Markierungen – so wird die Täuschung zum Wegweiser und die Weisung zur Auslegungssache. KONZEPT UND REALISATION: MICHAEL KONSTANTIN WOLKE
Das Gast-Haus, die Wohnungslosen-Initiative an der Rheinischen Straße, wird im Rahmen von FAVORITEN 2016 zum Foyer. Und wie es sich fürs Theater gehört, gibt es hier Einführungen in das, was das Publikum am jeweiligen Tag erwartet. Das Leitungs-team von FAVORITEN 2016 präsentiert, informiert, blendet und blufft, um Ihre Liebe und Ihr Interesse zu gewinnen, verehrtes Publikum!
Kopfhörer auf- oder absetzen! Entweder gar keine Musik oder DJ-Set 1 oder DJ-Set 2. Du entscheidest!
Copy & Dance besteht aus dem Publikum und zwei Flächen: dem Dancefloor und einer Projektionswand. Darauf flimmern Tanzvideos, um von allen gemeinsam ad hoc kopiert zu werden.
Video-Arbeiten von Judith Klein, Hannah Hein, Birthe Lente, Richard Opoku-Agyamang, Kerstin Orlowski, Victor Sternemann.
In der AVANTGARDEROBE namens Eugen-Krautscheid-Haus wird jeden Dienstagnachmittag Bingo gespielt. Für das Publikum von FAVORITEN 2016 steht die Bingohalle heute offen. Platz nehmen, ankreuzen, mitfiebern!
Die Autorin hat immer wieder in Lecture Performances, ihre Texte live präsentiert. Und genau das geschieht auch an diesem Abend. Auf der Fläche der GROBEN BÜHNE jagen die Zuhörer*innen in den ROLLENDEN LOGEN umher, während durch das Mikro Kathrin Röggla einen Text über Schwindel liest.
Was ist die Nacht eigentlich, diese Zeit, in der die meisten schlafen, aber nie alle? Ist es eine Zeit der Ruhe und des Friedens, eine unschuldige Zeit? Oder ist sie ein dunkles, bedrohliches Geheimnis? Ist sie Kulisse für Exzesse und Exzentrik, für alles also, was nur dort geschehen kann, wo nicht alles zu sehen ist?
Literarische Korrespondent*innen im Unionviertel: AAA!
Auftritt der literarischen Vor-Ort-Korrespondent*innen: Für drei Tage halten sich Ivette Vivien Kunkel, Hendrik Otremba und Ralf Thenior im Unionviertel auf. Sie besuchen das Gast-Haus, das Eugen-Krautscheid-Haus und das Haus der Vielfalt, unsere Partner im Stadtteil und protokollieren, was diese Räume zu mehr macht als zu funktionalen Orten. Sie berichten auf literarische Weise, was dort zu beobachten ist – oder zu beobachten sein könnte. Sie sind die Haus-Autoren unseres Nicht-Staatstheaters.
PRÄSENTATION EINES WORKSHOPS FÜR KINDER UND JUGENDLICHE IM VMDO E.V.
Das Haus der Vielfalt im Union-Viertel wird getragen vom VMDO (Verbund der sozial- kulturellen Migrantenvereine in Dortmund) e.V. Neben Sprachunterricht, Rechtsberatung, Ausstellungen, Musik-produktion und vielen anderen Angeboten gibt es auch Tanzworkshops. Tanzen im Westen ist einer davon. Das Festival lädt die Teilnehmer*innen ein, im Festivalzentrum zu zeigen, was sie gemeinsam auf die Beine gestellt haben.
Manchester School Of Architecture/Manchester School of Art:
URBAN PIONEERS
Das Unionviertel ist bevölkert von Pionieren, die sich in den Bereichen Stadtentwicklung, Kultur, Kunst, in sozialen und in Nachbarschaftsprojekten miteinander austauschen und unterstützten. Urbane Künste Ruhr schickt nun noch ein paar Pioniere von außen dazu: Studierende der Manchester School Of Architecture und der Manchester School of Art haben sich in einem Wettbewerb mit dem Unionviertel, im Speziellen mit der Rheinischen Straße, beschäftigt.
Im Herbst 2016 startet im Dortmunder Unionviertel das urban social art project Leere_Fülle. Es verbindet Künstler*innen und Bewohner*innen von Quartieren in Hamm, Essen und Dortmund und zugleich die Sparten Musik, Tanz, Medienkunst, Fotografie, Literatur. Alles dreht sich um die Paradoxien von Leerstand und Überfülle in den Städten.